PROJEKTINFORMATION
Bezeichnung | Kloster Untermarchtal |
Neubau Bildungshaus St. Maria | |
Planungsgutachten | 1. Preis |
Auftraggeber | Barmherzige Schwestern v. Hl. Vinzenz von Paul |
Architekten |
Lanz · Schwager Architekten BDA |
Bauleitung | IB Schnell, Bad Saulgau |
Fertigstellung | 2022 |
Fotos |
Barbara Schwager, Konstanz |
ALLGEMEIN
Der Entwurf für den Neubau St. Maria ging aus einem Architektenwettbewerb hervor, den Lanz · Schwager Architekten BDA im Frühjahr 2016 für sich entschieden. Nach einer längeren Planungsphase, in der sich sowohl inhaltlich wie technisch einige konzeptionellen Änderungen ergaben, konnte 2019 mit dem Bau begonnen werden. Mit Fertigstellung der Außenanlagen konnte die Baumaßnahme im Sommer 2022 abgeschlossen werden.
STÄDTEBAU
Durch die Analyse der Bestandssituation sowie einer Reihe von historischen Darstellungen ergaben sich die entscheidenden Kriterien für den Entwurf des Neubaus:
Der Neubau erzeugt als Riegel eine Raumkante an der nördlichen Seite des oberen Klosterhofes, überwindet auf selbstverständliche Weise die Höhenunterschiede des Geländes und teilt die Anlage in eine „innere Welt“ des Klosterhofs und eine „äußere Welt“ der umliegenden Landschaft. Die Verbreiterung des Riegels in der Gebäudemitte setzt die unterschiedlichen Geometrien der Bestandsgebäude subtil miteinander in Beziehung. Der Neubau St. Maria wird an der Nord-östlichen Gebäudekante bewusst vom Schloss abgelöst, was einen Ausblick auf die Donau ermöglicht und dennoch die Geschlossenheit des Klosterhofes bewahrt. Das Schloss, welches als historisch wichtigstes Gebäude und als Ursprung des Klosters an diesem Ort eine besondere Bedeutung besitzt, wird mit seinen vier in den Ecken angeordneten Erkern wieder als eigenständiger Solitär wahrnehmbar.
Mit seinem lang gestreckten Walmdach reagiert das Gebäude auf die Dachlandschaft der umgebenden Bebauung, ohne diese „wörtlich“ zu zitieren.
ORGANISATION UND ERSCHLIESSUNG
Das Erdgeschoss beinhaltet die gemeinschaftlich und öffentlich genutzten Bereiche. Hier finden für das Bildungsforum ein Mehrzweckraum, Pausenflächen und Gruppenräume mit den zugeordneten Nebenräumen Platz. Die durchgängig verglaste Fassade erlaubt eine gute Belichtung der Räumlichkeiten und teilweise Durchblicke vom Klosterhof bis auf die Donau.
Die beiden Obergeschosse sind als Wohn- und Schlafbereich geplant. Durch die unterschiedliche Orientierung der Schlafräume gibt es sowohl Zimmer mit Donaublick als auch Zimmer mit Südausrichtung in den Hof. Die gemeinschaftlichen Wohnbereiche mit großzügigen Loggien sind nach Süden hin orientiert.
Im ersten Untergeschoss sind weitere Zimmer untergebracht im zweiten Untergeschoss befinden sich u.a. Verteilerküche, Technik- und Nebenräume, sowie eine Garage mit einem PKW-Stellplatz.
Man betritt das Gebäude vom Klosterhof aus über einen großen, überdachten Eingangsbereich in der Mitte des Gebäudes. Ein zentrales Treppenhaus mit nebenliegendem Aufzug verbindet alle Ebenen miteinander und ermöglicht auf der Nordseite, zwei Geschosse tiefer, einen Zugang die Donauauen. Ein weiteres Treppenhaus befindet sich an der östlichen Stirnseite des Gebäudes. Im Erdgeschoss, sowie in den Untergeschossen besteht jeweils eine interne Verbindung zum Verwaltungsgebäude St. Paul.
KONSTRUKTION
Die Obergeschosse sind als reine Holzkonstruktion geplant, mit einem Tragwerk aus Brettsperrholz-Decken und - wänden, die Außenwände als Holzständerbauweise. Als hölzerner Riegel ruhen die Obergeschosse auf dem verglasten Erdgeschoss, wo über Stahlbeton-Decken und-wände die Lasten im Inneren des Gebäudes aufgenommen werden. Schlanke Stahlstützen an der Fassade unterstützen die Offenheit dieses Bereichs. Die Untergeschosse, die gewissermaßen als Stützmauer für den oberen Klosterhof dienen, werden in Massivbauweise aus Stahlbeton ausgeführt. Die Wahl der Konstruktionsmaterialien (leichter Holzbau in den Obergeschossen auf schwerem Betonsockel) erfolgte also nicht nach gestalterischen sondern nach wirtschaftlichen und Nachhaltigkeit-Kriterien.
MATERIALKONZEPT
Die Obergeschosse werden außen mit einer vertikalen Holzschalung im Wechselspiel mit eloxierten Verblechungen versehen. Besonderes Augenmerk wurde auf eine differenzierte Materialität und Plastizität der Fassade gelegt, mit feinen Vor- und Rücksprüngen einzelner Elemente, die je nach Blickwinkel und Lichtverhältnissen ein reizvolles Fassadenbild ergeben.
Das Erdgeschoss ist großflächig mit einer Pfostenriegelfassade verglast. Für das Dach wurde eine homogene Metalleindeckung gewählt. Die Außenwände der Untergeschosse werden als Sockel ausgebildet und in Anlehnung an die bestehenden Klosterbauten verputzt.
Im Erdgeschoss finden sich dunkle Steinböden und Wände aus Sichtbeton im Wechselspiel mit hellen Holzoberflächen wieder und erzeugen eine angenehme, zeitgenössische Atmosphäre. Eine Decke aus Holzlamellen sorgt dabei für eine angemessene Raumakustik. Brettsperrholz in Sichtqualität an Wänden und Decken, sowie weiß gestrichene Oberflächen und Parkettböden prägen den Charakter der Obergeschosse und machen die Holzbauweise auch im Inneren erlebbar. Die Untergeschosse sind in weiß gehalten, aufgewertet durch den gezielten Einsatz von Holzoberflächen und sichtbar belassenen Betonwänden.
ENERGIEKONZEPT
Der geplante Neubau wird als kompakter, hochgedämmte Baukörper ausgeführt und erfüllt die Vorgaben der aktuellen EnEV. Das Gebäude wird zum größten Teil manuell über Fenster gelüftet, lediglich der große Mehrzweckraum im Erdgeschoss verfügt über eine mechanische Lüftung. Im Erdgeschoss erfolgt die Heizung über eine Fußbodenheizung, während sich in den anderen Geschossen Heizkörper befinden.
Die hierfür benötigte Energie wird über ein hauseigenes BHKW erzeugt und in das Gebäude übertragen.