Projektinformationen
Bezeichnung | An- und Umbau einer alten Scheune zum Römermuseum Mengen-Ennetach |
Bauherr | Stadt Mengen |
Architekten |
Lanz · Gruber · Schwager Architekten |
Markus Lanz, Manfred Gruber, Nicolas Schwager | |
Fertigstellung | Mai 2001 |
Fotos | Claudio Hils, Barbara Schwager |
Erläuterung
Das neue Römermuseum soll in der durch die Stadt Mengen erworbenen Ennetacher „Adlerscheune“ untergebracht werden, einem Zweckbau von 1922 mit massivem Sockel und Holztragwerk. Dabei spielt die Lage eine entscheidende Rolle: Einerseits vermittelt sie einen unmittelbare Bezug zur römischen Vergangenheit, befindet sich die Scheune doch an der Stelle des ehemaligen römischen Vicus, parallel zum Verlauf der römischen Straße und in Sichtverbindung zum ehemaligen römischen Kastell, dessen durch Ausgrabungen bestätigte Existenz mit Anlass für die Entstehung des Museums ist. Anderseits erhofft man sich durch die jährlich ca. 50000 Radfahrer, die entlang des Donauradwanderwegs direkt am Museum vorbeifahren, ein bedeutendes Potential an Besuchern („Mit dem Fahrrad in die Römerzeit“).
Da die Scheune nicht unter Denkmalschutz steht, rechnet man mit genügend Spielraum für den Umbau zu einem Museum.
Durch den Kauf der Scheune ergibt sich die Forderung, die bestehende Struktur, wo möglich, zu erhalten und zu benutzen. Die Schwierigkeit besteht darin, dem äußerst knapp bemessenen Kostenbudget und der kurzen Bauzeit trotz der mit einer Umbaumaßnahme verbundenen Unwegbarkeiten gerecht zu werden.
Zwei Überlegungen werden zur Maßgabe für alle weiteren architektonischen Entscheidungen: Zum ersten verlangt die oben genannte Lage am Donauradwanderweg nach einer Signalwirkung um die vielleicht noch unentschlossenen Radfahrer zu einem Besuch des Museums anzuregen. Zum zweiten soll der am Ort existierende Bezug zur römischen Vergangenheit sichtbar und erfahrbar gemacht werden.
Das Thema „Römische Straßenstation“ stellt die übergeordnete (funktionale) Leitidee dar: Reisenden soll, wie vor 2000 Jahren, die Möglichkeit gegeben werden, anzuhalten, sich auszuruhen und etwas zu sich zu nehmen.
Architektonische Umsetzung:
Zur entscheidenden baulichen Maßnahme wird die Verlängerung der historischen Scheune um einen Glaskörper nach Westen hin. Dieser transparente Vorbau bildet gewissermaßen die Schnittstelle, den Filter zwischen Innen und Außen, Geschichte und Jetztzeit, Alt und Neu. Für den außenstehenden Betrachter entwickelt er sich zum Schaufenster, der Einblicke in das Museum erlaubt und neugierig macht. Für den Museumsbesucher stellt der Glaskörper, als Fenster in die Umgebung, den Bezug zu den Exponaten her, indem er einerseits den Blick in Richtung Kastell-Berg lenkt und anderseits im Untergeschoss in die römische Kulturschicht vordringt.
Der historische Scheunenteil wird in seiner geschlossenen Grundhaltung belassen und durch das Entfernen eines rechtwinkligen Anbaus im Norden und das Verlängern der Holzverschalung bis über den Erdgeschossbereich hin in seiner ruhigen, gerichteten Struktur verstärkt. Auf Grund der homogenen Außenform ergibt sich, trotz des Materialkontrasts Holz/Glas, ein ausgeglichenes Gesamtbild. Dadurch kann das neue Museum sowohl als eigenständiger Solitär mit Anspruch auf einen besonderen architektonischen Ausdruck, wie als Regelbaustein, in Anlehnung an die ehemalige Nutzung als Scheune, verstanden werden.
Die „Bereinigung“ des Außenraums unterstreicht nicht nur die Solitärwirkung des Museums, gleichzeitig entsteht auch ein neuer, zentraler (bisher fehlender!) Platz für Ennetach, der sich für vielfältige Aktivitäten anbietet.
Konstruktion:
Umbau einer Scheune von 1921 unter Erhalt des vorhandenen Holzdachtragwerks.
Neu eingefügtes Tragwerk, Geschossdecken und Treppen als reine Stahlbetonkonstruktion (ohne Bodenaufbauten o.ä.).
Erweiterung / Glasvorbau als Stahl-Glas-Konstruktion.
Verkleidung des historischen Gebäudeteils mit einer hinterlüfteten, auf Fuge gesetzten, vertikalen Holzverschalung.